Montag, 29. November 2010 02:07  - Von Katrin Lange

Das Qualitätspaket von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) für Berliner Schulen stößt in einigen Punkten wie der Publikation der Schulinspektionsberichte, dem freiwilligen jahrgangsübergreifenden Lernen an Grundschulen, verpflichtenden Fortbildungen und dem Ablösen ungeeigneter Schulleiter auf gemischte Resonanz.

So kritisiert der Landeselternausschuss, dass die qualifizierte Sprachförderung zwar angemahnt wird, aber in der Ausbildung nicht vorgesehen ist. Diese müsste Bestandteil des Lehrplans sein, sagt der Vorsitzende Günter Peiritsch. Begrüßt wird von dem Gremium aber die Fortbildungsverpflichtung für Lehrer und die Vergabe von Schulpreisen und Belohnungen für Schüler.

An die Veröffentlichung von Schulinspektionsberichten knüpft der Elternvertreter eine Bedingung: Wenn schon Unzulänglichkeiten angeprangert werden, sollte sofort auch zu lesen sein, was die Schulaufsicht tut, um die Probleme zu lösen. Als eine Bloßstellung der schwächeren Schulen bezeichnet der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion Sascha Steuer die Veröffentlichung der Inspektionsberichte. Es sei bekannt, dass es sich dabei meist um Brennpunktschulen handle. Diese brauchten viel mehr Unterstützung.

Schritte, die über das Bildungspaket hinausgehen, fordert der IHK-Bildungsgeschäftsführer Christoph von Knobelsdorff. Dazu gehöre die Abschaffung der Schulaufsicht. Aus Sicht der Wirtschaft sollten Schulen unternehmerischer geführt werden, sagt der Bildungsexperte. Dazu müssten Schulleitungen weitreichende Entscheidungsfreiheit haben. "Die Schulaufsicht ist in den letzten Jahren nach und nach zu einer Fortbildungsbehörde geschrumpft", sagt von Knobelsdorff. "Das sehen wir nicht so", entgegnet Christian Walther, Pressesprecher der Senatsbildungsverwaltung. Die Schulaufsicht habe vielfältige Aufgaben, wie die Ausstattung der Schulen mit Personal. Auch Aufgaben aus dem Dienstleistungs- und Beratungsbereich würden sich nicht einfach in Luft auflösen, sagt Walther.

Die Pädagogische Leiterin der Reformnachhilfeschule Lernwerk sieht in der freiwilligen Fortführung des jahrgangsübergreifenden Lernens (Jül) keine Lösung für die Probleme an Grundschulen. "Leider weiß niemand, ob Jül dahintersteckt oder ob nicht die gleichzeitig eingeführte Früheinschulung für die gestiegenen Verweilquoten und schlechten Lerntestergebnisse verantwortlich ist", sagt Swantje Goldbach. Letzteres sei wahrscheinlicher. Daher sei es für die Kinder besser, die Früheinschulung zurückzunehmen.