LEA- Pesseerklärung
17.12.2010 Manfred Thunig
Wir hatten am 15. Dezember 2010 eine ausführliche Diskussion mit der Fachreferentin Gymnasien bei der Senatsverwaltung, Frau Christina Rösch. Dabei haben Eltern und Elternvertreter von Gymnasien die massiven Probleme bei dem Zusammentreffen der G 8 Schüler/innen mit denen des auslaufenden G 9- Systems benannt.
Ratgeber
Freitag, 17. Dezember 2010 02:28
Auf der ersten Sitzung unserer Gesamtelternvertreter wurden keine Vertreter für Fachkonferenzen gewählt. Die Schulleitung, die die Wahl leitete, sagte, das sei nicht nötig. Aber haben die Eltern nicht ein Recht darauf, auch in Fachkonferenzen vertreten zu sein, selbst wenn die Schule das nicht wünscht? Christina M. aus Wilmersdorf
17.12.2010 09:47 Uhr
Von Patricia Hecht
2012 wird es voll in den Prüfungsräumen. Dann machen gleich zwei Jahrgänge ihr Abitur.
2012werden zwei Jahrgänge gleichzeitig das Abitur ablegen. Wegen der Umstellung müssen die „Turbo-Abiturienten“ im Eiltempo Stoff nachholen. Die Erfahrungen von Lehrern, Eltern und Schülern damit sind unterschiedlich.
16.12.2010 Uhr
Nach den Lehrern melden sich jetzt auch die Eltern mit massiven Beschwerden zu Wort. „Kein Tag vergeht ohne konkrete Klagen über Fachlehrermangel oder Unterrichtsausfall“, berichtet Landeselternsprecher Günter Peiritsch. Die Sensibilität sei derzeit besonders groß, weil die Noten infolge der Reformen eine größere Rolle spielten. Hinzu komme eine große Unzufriedenheit, dass es trotz der großen Investitionen noch immer marode Schulen gebe. „Wir sind komplett unterfinanziert“, lautet Peiritschs Resümee, der über die aktuelle Situation „stinksauer“ ist.
Das ist aber noch nicht alles. Was die Eltern besonders belaste, sei die Verunsicherung angesichts der neuen Kriterien beim Übergang auf die Oberschulen: Seitdem feststeht, dass die meisten Schulen mit Übernachfrage die Schüler nach dem Notenschnitt aussuchen wollen, bangen die Familien bei jeder Zensur in der sechsten Klasse um die Chancen auf ihrer Wunschschule.
„Die Verwirrung ist extrem groß“, hat Peiritsch festgestellt. Wenn dann auch noch ein Lehrer ausfalle oder es ständig zu Lehrerwechseln komme, kämen zur Verwirrung noch die Sorgen um die schulische Zukunft ihrer Kinder.
Nicht viel besser ist die Stimmung in den Oberstufen der Gymnasien. Hier ist inzwischen der „Doppeljahrgang“ angekommen, der infolge des Wegfalls der elften Klasse entstanden war. Jetzt sitzen in den Kursen Schüler, die gerade die zehnte Klasse abgeschlossen haben, neben Älteren, die noch die elfte Klasse durchlaufen konnten. Wie berichtet, macht es sich bemerkbar, dass den jüngeren Schülern viel Wissen fehlt und sie darüber hinaus auch noch vollere Stundenpläne haben als die älteren Schüler aus dem auslaufenden 13-jährigen Bildungsgang. Auch hier ist die Elternwut über ausfallende Stützkurse oder übervolle Grundkurse besonders groß. Peiritsch weiß von Direktoren, die inzwischen schon bei Nachhilfeinstituten nach Aushilfslehrern suchen, um die Lücken zu stopfen, die etwa durch den wintertypisch hohen Krankenstand entstehen.
Was die maroden Schulen anbelangt, so laufen die Informationen bei Daniela von Treuenfels zusammen. Die Elternvertreterin von Steglitz-Zehlendorf stellt - wie in jedem Jahr – einen ganz speziellen berlinweiten Adventskalender für den Bildungssenator zusammen: Hinter etlichen „Türchen“ verbergen sich Bauprobleme, mit denen Schulen zu kämpfen haben. Da geht es um unbenutzbare Sporthallen, undichte Dächer oder zugige Fenster, um nur einige Beispiele zu nennen.
Was die baulichen Mängel anbelangt, verweist die Bildungsverwaltung auf die Bezirke, die innerhalb kurzer Zeit etwa eine Milliarde Euro für die Schulen erhalten haben. Tatsächlich konnte der Sanierungsstau durch den Geldregen etwa halbiert werden. Allerdings liegt es am jeweils zuständigen Bezirksamt, ob die richtigen Prioritäten gesetzt wurden: An der Spitze der Beschwerden scheint aktuell Tempelhof-Schöneberg mit seinem CDU-Schulstadtrat Dieter Hapel zu liegen. Landeselternsprecher Peiritsch sieht dennoch den Senat in der Pflicht: Er gebe die Gelder und müsse auch darauf achten, dass sie zum Wohle der Schüler ausgegeben würden. Es gehe nicht an, dass Schüler beispielsweise an einer Schule montagmorgens bei 11 Grad Unterricht hätten.
In Bezug auf die Klagen über Lehrermangel und Unterrichtsausfall ist es zurzeit nicht möglich, verlässliche Zahlen zu bekommen: Die vollständige aktuelle Personalabfrage für alle öffentlichen Schulen wird erst in den nächsten Tagen von der Bildungsverwaltung vorgelegt. Um die Verunsicherung beim Übergang zu den weiterführenden Schulen zu lindern, planen Elternschaft und Senatsverwaltung jetzt Infoveranstaltungen in den einzelnen Bezirken.
2 Kommentare
- 16.12.2010 17:55 Uhr
- (2 Stimmen)
Schulinspektion ein Witz
Vor dem Hintergrund der im Artikel aufgeführten Zustände - die dort fast noch in mildem Licht erscheinen - sind die von Zöllner und Co durchgeführten Schulinspektionen ein Witz, zumal die prüfenden Damen und Herren sich nicht für die konkreten Notsituationen vor Ort interessieren.-
- 16.12.2010 18:16 Uhr
Parallelwelten
Wenn man die Beschreibung dieses Artikels mit den Äußerungen unseres Schulsenators vergleicht, kommt man zu dem Schluss, dass es in Berlin zwei Schulwelten gibt.
Eine äußerst positive Reformlandschaft, wo alles gedeiht und wächst. Etwaige kleinere Problemchen werden dank der durch den rot-roten Senat eingeleiteten Reformen demnächst auch zu Planerfüllungen und Übererfüllungen führen.
Die andere Sicht ist ein altes Haus, das neben maroden Ecken viele begonnene Sanierungsarbeiten hat, die zwischen den Handwerkern aber überhaupt nicht abgesprochen sind Wer von den Mietern das Geld hat, hat sich schon längst eine andere Wohnung (Privatschule) gesucht. Bei den anderen Mietern gärt es langsam aber deutlich immer mehr, denn die bisher zufriedenen Mieter die noch halbwegs gute Wohnungen in dem alten Haus hatten, werden beispielsweise durch die nicht durchdachten Sanierungsarbeiten erheblich gestört. Aber am meisten ärgert alle Mieter, dass der Hauseigentümer die Fassade mit Wasserfarbe schön anstreichen lassen hat und sich in den Medien als Komplettsanierer feiern lässt. Das Geld hat nur für Wasserfarbe gereicht, die Mieter wissen schon, dass diese Farbe bald abwaschen wird und die großen Risse noch deutlicher zu sehen sein werden. Die Passanten aber sehen bisher noch die schöne neue Wasserfarbe. Ob die bis zu den Senatswahlen hält?
Jahrgangsübergreifendes Lernen
Dienstag, 14. Dezember 2010 01:43 - Von Regina Köhler
Können die Grundschulen künftig selbst entscheiden, ob sie jahrgangsübergreifendes Lernen (Jül) machen oder nicht? Über diese Frage wird derzeit heftig gestritten.
Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hatte kürzlich vorgeschlagen, dass Schulen in begründeten Ausnahmefällen von Jül abrücken und Jahrgangsklassen einrichten können. Dieser Vorschlag stieß bei vielen Lehrern und Eltern wie auch bei Bildungsforschern auf große Zustimmung.
Günter Peiritsch, Vorsitzender des Landeselternausschusses, bezeichnete eine Öffnungsklausel bei Jül als begrüßenswert. "Damit wird man der Realität gerecht", sagte er. Jül könne nicht funktionieren, wenn die Schulen unzureichend mit Personal und Räumen ausgestattet sind oder die Lehrer es nicht mittragen.
Der Bildungsexperte der CDU, Sascha Steuer, wollte wegen Zöllners Vorstoß nun so schnell wie möglich Tatsachen schaffen. Am Donnerstag vergangener Woche hat er deshalb einen Gesetzänderungsantrag im Abgeordnetenhaus eingereicht. "Die Schulen müssen wissen, woran sie sind. Die Freiwilligkeit von Jül muss so schnell wie möglich manifestiert werden", forderte Steuer. Und kritisierte, dass es während der Diskussion im Abgeordnetenhaus zu keiner eindeutigen Aussage gekommen ist. Statt sich eindeutig zu positionieren, habe Bildungssenator Zöllner geschwiegen. Die bildungspolitischen Sprecher von SPD und Linkspartei hätten indes betont, dass es bei Jül keine durchgreifenden Änderungen geben wird. "Mein Antrag ist in den Schulausschuss verwiesen worden", sagte Steuer.
Felicitas Tesch, bildungspolitische Sprecherin der SPD, sagte auf Nachfrage, dass es keine Gesetzesänderung geben wird. "Jül ist und bleibt der Regelfall." Tesch geht davon aus, dass nur sehr wenige Schulen bei Jül zurückrudern werden.
Das prognostizierte auch Steffen Zillich, bildungspolitischer Sprecher der Linkspartei. Zöllners Vorschlag, bei Jül Ausnahmen zuzulassen, habe für Missverständnisse gesorgt, die nun ausgeräumt werden müssten. Es gehe nicht darum, Jül freiwillig zu machen. In Betracht gezogen werde stattdessen, nur in Einzelfällen andere Konzepte zuzulassen, sagte Zillich.
Das jahrgangsübergreifende Lernen ist 2004 als das Kernstück der Grundschulreform im neuen Schulgesetz verankert worden. Demnach sollten alle Grundschulen vom Schuljahr 2007/08 an jahrgangsgemischte Klassen in der Schulanfangsphase (1. und 2. Klasse) einrichten, um besser auf die individuellen Lernbedürfnisse der Kinder reagieren zu können. Doch der Widerstand der Schulen war groß. Bildungssenator Jürgen Zöllner gewährte vielen Einrichtungen deshalb immer wieder Aufschub. Gegenwärtig haben noch immer 35 der insgesamt rund 400 öffentlichen Grundschulen Jül nicht eingeführt. Aus Kreisen der Schulaufsicht war am Freitag zu erfahren, dass Zöllner an Jül als Grundprinzip in der Grundschule weiterhin festhalten will. Ausnahmen sollen nur in begründeten Einzelfällen erteilt werden. Und zwar nur dann, wenn die Schule ein schlüssiges Konzept vorlegt, aus dem hervorgeht, wie sie die Schulanfangsphase auch ohne Jül so organisieren kann, dass jeder Schüler bestmöglich gefördert wird. Über diesen Vorschlag soll jetzt in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Festlegen will sich der Senator erst im Frühjahr.