Wenn die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie eine 16-seitige Pressemitteilung veröffentlicht, weiß jeder, dass ein neues Schuljahr beginnt.

In der Pressemitteilung ist kein Wort über Quereinsteigerinnen oder Quereinsteiger zu finden. Wie der Tagesspiegel unter Bezug auf den Gesamtpersonalrat am 28.08.2017 berichtete, steigt deren Quote das erste Mal seit Jahren auf über 40% für den Anteil der als Quereinsteiger_innen eingestellten Personen – Lehrkräfte wollen wir diese Menschen noch nicht nennen.

Auf der Pressekonferenz wurde über das Thema gesprochen – vermutlich zwangsläufig. Wir hätten uns mehr Mut und Offenheit bei diesem Thema schon im Vorfeld gewünscht.

Als Eltern betrachten wir das Thema Quereinstieg mit gemischten Gefühlen. Einerseits erhalten wir positive Rückmeldungen über Quereinsteiger_innen, die echte Naturtalente und mit denen Schüler_innen und Eltern sehr zufrieden sind, und andererseits erhalten wir auch gegenteilige Meldungen, die wir aber auch über universitär ausgebildete Lehrkräfte erhalten.

„Die Konsequenzen der möglichen Unterschiede in der Unterrichtsqualität und Wissensvermittlung im Vergleich zu universitär ausgebildete Lehrkräfte für Schüler_innen sind uns völlig unklar und nicht abschätzbar. Lehrkraft werden zu dürfen, führt sicherlich nicht einfach nur so über den Weg des Studiums. Die Zusammensetzungen der Klassen - gerade in Berlin - benötigen aber absolute Profis in Pädagogik.“, gibt Norman Heise, Vorsitzender des Landeselternausschusses zu bedenken.

„Wir fordern daher eine Untersuchung und Befragung bei den Schüler_innen, um einen Vergleich des Unterrichts zwischen universitär ausgebildeten Lehrkräften und Quereinsteiger_innen zu haben. Vielleicht gibt es keinen Anlass zur Sorge, vielleicht zeigen die Ergebnisse aber auch Nachbesserungsbedarf.“, so Heise weiter.

Generell müssen die Studienplätze für zukünftige Lehrkräfte bedarfsgerecht angepasst werden. „Politik darf vor allem weniger Angst vor einem Überangebot von Lehrern als vor einem Mangel haben.“, so Heise.

Die Erhöhung der Studienplätze darf aber auch nicht zu Lasten der Qualität der universitären Ausbildung führen, wie die Studierenden einer Petition unter https://weact.campact.de/petitions/keine-verdopplung-der-lehramtsstudiengange-in-berlin besorgt zum Ausdruck bringen.

Mehr Mut hätten wir uns auch beim Thema modulare Ergänzungsbauten gewünscht.

Der Senat hat sich die Abkehr von Flurschulen in den Koalitionsvertrag geschrieben. In der PM der Senatsverwaltung zählen wir bis in das Schuljahr 2018/2019 44 Neubauvorhaben, davon sind 34 Gebäude, die als modulare Ergänzungsbauten (MEBs) errichtet werden sollen. Wir fordern die Errichtung der MEBs quasi in Version 2.0 nach dem Konzept der Berliner Lern- und Teamhäuser der Facharbeitsgruppe Schulraumqualität. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie lehnt dies ab und begründet wie folgt: „Das Konzept wurde nicht für Modulare Ergänzungsbauten entwickelt und ist nur sehr bedingt auf diese Bauten übertragbar.“ Wir haben mit dem Hersteller der Gebäude gesprochen, die uns gegenüber geäußert haben, dass mit diesen Gebäuden nahezu jeder Grundriss unter Beachtung der Statik möglich ist.

„Insgesamt sehen wir noch nicht ein Schulgebäude, dass nach dem Konzept der Berliner Lern- und Teamhäuser errichtet werden soll. Der Bedarf wird aktuell größtenteils über MEBs gedeckt. Die Stadt errichtet damit der Pädagogik der letzten 100 Jahre ein Denkmal zumindest in Form der MEBs für die nächsten 50 Jahre.“, bedauert Norman Heise.