Wie immer in diesen Wochen dreht sich bei vielen Eltern und Schüler*innen die Aufmerksamkeit um die Bescheide zur Schulplatzvergabe für die weiterführenden Schulen.

Seit dem 28.05.2021 haben viele Eltern es schwarz auf weiß, welche Schule mit Beginn des kommenden Schuljahres besucht werden kann. In einer ersten Auswertung der Zahlen aus den PMs der SenBJF der letzten sieben Jahre lässt sich folgendes feststellen: Erstmals seit 7 Jahren liegt die Zahl der vergebenen Oberschulplätze an den Wunschschulen unter 90% (89,79%). Über 2.600 Schüler*innen fanden dieses Jahr keinen Platz an ihren Wunschschulen. In den letzten 7 Jahren betraf dies insgesamt über 14.500 Schüler*innen. Tendenz steigend.

Im Landeselternausschuss und einigen Bezirkselternausschüssen mehren sich die Rückfragen, Beschwerden und allgemeinen Infos von Eltern die keine der Wunschschulen, auch nicht mit sehr guten Leistungen der Förderprognose, bekommen konnten. Hier ist neben der Verzweiflung der Kinder auch deutlicher Unmut über die Zuweisung und das Verfahren selbst erkennbar. Dazu stellvertretend eine Stellungnahme des BEA Lichtenberg unter der Überschrift „Wie fehlende Schulplätze über Schicksale entscheiden“:

Auch dieses Jahr gelang es wieder nicht, Schüler*innen einer ihrer zumeist wohnortnahen drei Wunschschulen zuzuordnen. Mehr noch, auch die gewünschte Schulform oder Sprachenfolge fand häufig keine Berücksichtigung. In diesen Fällen ist damit die Entscheidung über den Schulabschluss bereits Jahre vor Schulende gegen den von den Schüler*innen angestrebten Abschluss gefallen, da dieser an der zugeordneten Schule häufig nicht möglich ist.

Wozu eifrig Lernen und gute Noten erreichen? Diese Frage dürften sich aktuell viele Schüler*innen stellen, die selbst mit einem Notenschnitt von 1.4 keiner ihrer Wunschschulen zugeordnet wurden und mit teils über eine Stunde Schulweg quer durch die Stadt z.B. von Lichtenberg nach Halensee geschickt werden.

Noch schlimmer: Die Situation ist bereits das Ergebnis eines halbjährig andauernden Auswahl- und Ausgleichsverfahrens der Bezirke, das es dennoch nicht schafft, darüber hinwegzutäuschen, dass viele Bezirke und die zuständigen Senatsverwaltungen sich viel zu wenig bewegen in der Schulplatzschaffung! Lösungen, die es wieder mehr Schüler*innen ermöglichen, eine wohnortnahe weiterführende Schule zu besuchen, liegen in weiter Ferne und werden offensichtlich auch nicht gesucht.

Wir fordern

  • ein transparentes und zügiges Schulplatzvergabevergaben mit offen einsehbaren Schulplatzangeboten,
  • eine digitale Tauschbörse für all jene, deren Wunsch nicht entsprochen werden konnte,
  • einen Fokus auf wohnortnahe weiterführende Schulen - entweder durch Anpassungen im Vergabeverfahren oder aber auch durch Schaffung weiterer Schulplätze,
  • Schulbauvorhaben endlich in erforderlichem Maß voranzutreiben.

In unserem Fazit hat das aktuelle Vergabefahren so lange mehr schlecht als recht funktioniert, wie freie Plätze in den Bezirken und berlinweit verfügbar waren. Unserem ersten Eindruck nach sind die freien Plätze auf bestimmte Bezirke bzw. bestimmte Schulen begrenzt.

Wir schließen uns den Forderungen aus dem BEA Lichtenberg an. Die Senatsbildungsverwaltung oder einer der Bezirke mögen bitte ein Arbeitsbündnis auch unter Beteiligung der Elternvertretung bilden, um das Verfahren zu prüfen und für das kommende Schuljahr Überlegungen anstellen, wie die Wunscherfüllung und Verteilung besser organisiert werden kann.